Leistungsschau des Schwazer Silberwaldes Teil 1 2009
Politische
Kunst über die Jahre 1809 bis 2009
an den "Vier Säulen der Kultur"
Teil 1 2009
Thema:
"Kritik
des Reinen Lachens 1809 - 2009"
Leitgedanke "Politische Kunst"
Politische Kunst darf insofern nicht missverstanden werden, als sie nur
auf politische Proponenten und ihr Handeln und Wirken ausgerichtet ist.
>Ein jeder handelt politisch<, das leitet den ersten Teil der Leistungsschau der Biennale.
Fiktion:
Fremde, ohne Wissen um die Tiroler Historie, erklimmen zum Jubeljahr 2009
den Frundsberg. Überall sehen sie ausgelassene Menschen, Feste und
Aufmärsche. Neugierig fragen sie die Feiernden nach dem Anlass ihres
fröhlichen Treibens. Diese antworten verwundert: "Wir feiern unseren
Freiheitskampf 1809. Wir haben ihn zwar verloren und es war eine
Katastrophe für unser Land, es ist aber doch schön, etwas zum Feiern zu
haben und im Land ist wieder
was los.< Die Fremden fragen weiter: "Feiern denn die Sieger auch?
..."
Göttliches Gelächter hallt bis ins gegenüberliegende Karwendel und in
das Land hinein, leider ungehört - nahezu. Die Kunst vernimmt dieses
Lachen, denn das Lachen der Götter reinigt ihre Seele. Befreit von
Zwängen wird ihr Lachen über sich selbst und die Lächerlichkeit
vielerorts immer lauter. Die Fremden bemühen sich um ein Verstehen und
lächeln leise. Zaghaft beginnt da und dort auch die Kleine Kunst in den
Dörfern und Städtchen ebenfalls zu lachen, ein immer lauter werdendes
Lachen.
Noch ist nur zu vermuten: dieses >Lachen des Lachen< kann nur aus der
Kunst kommen, obwohl gerade ihr zum Lachen nicht zumute ist. Weder die
veröffentlichte Historie, die schreiben die Sieger oder, je nachdem wie
in Tirol auch die Verlierer, noch Vorgaben und Auflagen von öffentlicher
Seite sind der Kunst ein Anlass zum Lachen. ::: Barabbas-Yuha-Eley Nature
exoart artist
Walter Mair
"DER SCHREI"
::
Schwaz
Ein Bauernkrieger als
GeDenkMal für die
Gefallenen und Opfer des Tiroler Freiheitskampfes 1809
"Früh am Morgen aus dem Schlaf gerissen - Feuer hinten und vorn! Keine
Zeit zum Denken? Schnell ein Säbel, Hut und nur mehr ein Stiefel. ::: Der
Schrei der Angst! Der Kampf um die Heimat beginnt." Betonplastik
3,5 m Höhe und Lange, Gewicht 2500 kg.
Nicht wenige meinen, in den Silberwald gehört nur schöne Kunst. Aber am
Krieg und an seinen Folgen gibt es nichts Schönes.
Das Land Tirol und seine Traditionen feiern den Mythos Freiheitskampf
1809, die Hinterbliebenen gedenken der Gefallenen und der Opfer dieses
Krieges.
"Der Schrei" musste 2 Nächte bewacht werden. Traditionalisten drohten,
die Skulptur den Berg hinunter zu werden. Wir haben daraus gleich ein sehr
langes Fest gemacht, Musik gemacht, nicht wenig getrunken und einiges mehr. ●
mehr Infos >>>
Bernhard Hell
"HEIMKEHR DES SIEGERS" :: Schwaz
Mit seiner 1,5 Meter hohen und im Durchmesser 1
Meter breiten Holzskulptur setzt Hell das Thema als allegorische Fabel um.
Anders gesagt: Ganz nach Sokrates >Ironia< bzw. mit seiner
Mäeutik als Dialogtechnik i.d.F eben die dialogisch
allegorische
Fabel.
Versinnbildlicht in dem seitwärts gewandten Kopf (der Heimkehrer schaut
niemanden direkt an), übermäßig unproportionierte Gliedern, den Korpus
mit einem Latz umarmt, sitzt er auf einem Thron.
Bernhard Hell will mit seiner Arbeit verdeutlichen, nach jedem Krieg, ob
der Tiroler Freiheitskampf 1809, der Erste oder der Zweite Weltkrieg,
benötigt es zwar einige Zeit, aber die Kriegsheimkehrer verstehen allmählich,
wie sie manipuliert, missbraucht, sowie sie und ihre Familien, ein ganzes
Volk oder gar Voelker in Elend gestoßen werden. Modern und dem Mund des
Volkes nach gesagt: "Für Affen gehalten
werden." Der
Heimkehrer hält noch ein Signum des Kampfes in der Hand.
Noch immer gibt es nicht wenige Leute in Schwaz, die mit dem Inhalt dieser
Arbeit ihr Problem haben.
Mäeutik als Dialogtechnik des Sokrates
beruht auf der Grundannahme, dass die Wahrheit in der angeborenen Vernunft
jedes Menschen bereit liegt und nur ans Licht gebracht (>entbunden<)
werden muss. Sein Werkzeug ist die
Sokratische Ironie.
Sie besteht darin, dass Sokrates (oder wer immer dessen Rolle
einnimmt) vorgibt, der Unwissende, der Naive zu sein, aber Fragen stellt, in denen
die Antwort schon verborgen liegt. Der Kern des Sokratischen Gesprächs
ist es, durch gezielte Fragen, >die so genannten sokratischen Fragen>,
die Beteiligten in den Dialog einzubeziehen, so dass sie selbst zu
Erkenntnissen gelangen. Auch Hell mit seiner naiv abstrakten Skulptur
stellt eine große Frage zu 1809/2009 in den Öffentlichen Raum, deren
Beantwortung schon selbst in der Skulptur liegt. Hell weckt damit den
Dialog, den Diskurs, auch die Konfrontation. Es muss nur ein jeder die
Antwort selber "entbinden" - sofern er will oder das überhaupt kann.
::: Barabbas-Yuha-Eley Nature exoart artist
Bernd Pirker "WIR WAREN VERLIERER"
Landart Installation :: Schwaz
Wenn ein Tier einen Kampf verliert, zieht es seinen Schweif ein, geht und
leckt seine Wunden. Wir stecken lieber den Kopf in den Sand und kreieren
und pflegen Mythen, bis wir als Helden, also eigentlich ALS Sieger
dastehen.
Selbst nach 200 Jahren haben wir das eigentliche Trauma noch nicht
verarbeitet und deshalb ist es in der Tat an der Zeit, ein Gedenkjahr
abzuhalten.
Gedenken wir also der Listigkeit der Tiroler, die ohne falsche Uniform
vermutlich keine zweite Schlacht erlebt hätten. Gedenken wir der Tiroler
Mägde, die in Heuwaagen versteckte Schützen aufs Kriegsfeld gezogen
haben und diese List nicht überlebten. Gedenken wir der Tiroler Frauen
und Kaufleute aus Innsbruck, die Opfer der ausschweifenden,
siegestrunkenen Tiroler Kämpfer wurden. Gedenken wir der >Erhaltung des
göttlichen Plans< durch die Verhinderung der Pockenimpfung, die mit ein
wesentlicher Grund für diesen Krieg war. Gedenken wir jener Tiroler
Kinder, Frauen und Männer, die an den Pocken starben. Gedenken wir der
Tiroler Juden, von denen uns die Kirche gleich mitbefreien ließ. Gedenken
wir der gefallenen, zwangsrekrutierten Tiroler, die nicht desertierten aus
Angst, von den Bayern erschossen zu werden. Gedenken wir der
unwiederbringlichen Verluste an Tiroler Kulturgütern, sowie der
menschlichen Tragödien durch die Brände in Tirol, die von den Bayern als
Vergeltung für die menschenverachtende Behandlung der Kriegsgefangenen
gelegt wurden. Gedenken wir all jener verfolgten TirolerInnen, die den
Idealen der Aufklärung von "Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit"
nicht abgeneigt waren. Gedenken wir dem Heiligen Land Tirol, in dem der
Zweck noch immer die Mittel heiligt.
Brabbas-Yuha-Eley "DER
TIROLER 1809 :: 2009" :: Arbeitsperformance
(Bild:
Barabbas-Yuha-Eley) Die kubisch abstrahierte Plastik aus Pappelholz (ca. 80 cm
Durchmesser) beginnt in der Höhe von 2,5 Meter mit einem ohne Profil
ausgeformten Kopf, der über einen starken Hals in eine breite Schulter
und einem großen Buckel übergeht. Der Korpus setzt sich von der Schulter
abwärts in einem verdrehten und gespaltenen Torso bis zum Fuß der
Skulptur fort. Den Fuß der Plastik bildet ein massiver Rundblock.
Dem Inhalt liegen mehrere Kriterien zugrunde: Die Spaltung der Skulptur symbolisiert
das schizophrenes Denken in der Darstellung des Themas Freiheit und
Verantwortung 1809 - 2009. Der amorphe Kopf spiegelt die Seele des Landes
und seiner Proponenten wider. Die Fortführung über den Buckel an der
linken Schulter steht für die Verwachsenheit des Tiroler Freiheitsmythos
in den Köpfen. Dem kritischen Betrachter vermittelt die Drehung des
Torsos aus seiner Wirbelsäule heraus den Populismus, die Verwindung und
Beliebigkeit in den offiziellen Feierlichkeiten zum Gedenkjahr.
Das war der Beginn der Show. So natürlich, ohne entsprechenden Schutz,
darf man mit einer Baumsäge nicht arbeiten! Die Holzskulptur ist fertig.
Sie wird erst enthüllt, wenn der Bürgermeister der Stadt Schwaz und seine
Kulturreferentin die Biennale SUATES eröffnen bzw. sich nicht einer
Eröffnung verweigern.
"Der Tiroler als Politiker"
fand seinen Platz
Was zuerst nur als Arbeitsperformance für die Biennale NATURA SUATES Art
0910 gedacht war, findet nun seinen Platz als Holzskulptur von
Barabbas-Yuha-Eley (Nature exoart artist) an einer der Säulen der Kultur
neben dem Weg zur Simon-Juda-Kapelle hinauf. ::: Plastik aus Pappelholz
ca. 80 cm Durchmesser und 2,5 m Höhe)
"Ihr liegen mehrere Kriterien zugrunde: Die Spaltung sowie die Farben Rot
und Grün symbolisieren schizophrene Denken, der Buckel an der linken
Schulter steht für die Verwachsenheit vieler Inhalte in den Köpfen. Dem
kritischen Betrachter vermittelt die Drehung des Torsos
aus seiner Wirbelsäule heraus Populismus, Verwindung und Beliebigkeit im
politischen Alltag."
www.biennale-suates.at
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